Stell’Dir vor Du machst Yoga….und keiner macht mit

Ich bin eine gute Yogalehrerin. Ich habe eine, bzw mehrere, gute Ausbildung, habe mittleweile zehn Jahre Berufserfahrung und bekomme positive Rückmeldungen von meinen Schülern.

Soweit so gut. Aber trotzdem will der Laden nicht laufen.

Zum Einen liegt das mit Sicherheit daran, dass ich immer noch in der blinden Hoffnung lebe, die Umwelt muss doch endlich erkennen, dass ich brillant bin und die Yogaweisheit mit vollen Lungen eingeatmet habe. Und mir somit die Bude einrennt.

In diesem Sektor gibt es mit Sicherheit ein paar beneidenswerte Einzelfälle. Ich gehöre aber nicht dazu.

Werbung? Ja, sicher. Aber welche? Wenn man sich mit Kollegen (beiden Geschlechts) unterhält, ergibt sich oft das gleiche Bild: Werbung ist oft teuer und wenig nachhaltig. Die Streuverluste sind hoch. Aber ohne geht auch nicht. Denn das Warten auf spontane Berühmtheit zermürbt auf die Dauer und bringt noch weniger, als in Werbemaßnahmen zu investieren.

Social Media ist nicht meine Kernkompetenz. Ich bin nicht auf Insta, drehe keine Videos und kann das auch gar nicht. Bleiben also eher die klassischen Werbeträger.

Ich denke, das ist ok. Da man als Yogalehrer authentisch sein sollte, kann man getrost bei der Wahl seiner Marketingwaffen starten…

Konkurrenz: Es ist weder die Kollegin drei Häuser weiter, die mit mir im gleichen Becken fischt. Ich bin der festen Überzeugung, dass Yoga so persönlich ist, dass Schüler, die zu ihr gehen, bei mir nicht glücklich werden würden. Und umgekehrt.

Gebuhlt um die Gunst des Kunden wird eher mit den zahlreichen Online-Plattformen, die genau das gleiche machen wie ich. Aber günstiger und bequemer. Zumindest auf den ersten Blick.

Kann ich diese Einstellung meiner potentiellen Zielgruppe komplett verteufeln? Leider nein: Yoga und Fitness sind – wie Fastfood – mittlerweile immer und überall zu haben. In jeder Qualität und in jeder Preislage. Rund um die Uhr. Und wenn mir das Angebot nicht schmeckt, lösche ich die App halt wieder. Ohne mich rechtfertigen zu müssen. Wie bequem.

Warum für eine ähnliche Leistung mehr Geld bezahlen und lästige Termine vereinbaren? Und unter Umständen Übungen machen, die keinen Spaß machen? Mich kannst Du halt nicht wegklicken …

Ich verstehe es ja. Aber das Argument „Qualität hat seinen Preis“ in einem Flyer zu verkaufen, ist schwer.

Und Dein Kunde ist nicht wirklich an Deinem Leid interessiert, welche Kosten für Dich im Hintergrund dümpeln.

Es hört sich jetzt sehr nach Jammern über die Ungerechtigkeit der Yogawelt an. Ist es aber eigentlich nicht. Ich sehe es als Herausforderung: welche Mittel kann ich nutzen, wie machen es andere und was will ich denn überhaupt erreichen?

Die Frage nach Eigenwerbung fördert die Beschäftigung mit dem Selbstverständnis.

Ich bleibe dran und probiere (mich) aus. Denn ich habe den tollsten Beruf der Welt!

Der Teufel macht Yoga

Um ehrlich zu sein, finde ich nicht, dass Miranda Priestley komplett verabscheuungswürdig ist. Im Gegenteil. Ich glaube, wäre ich etwas mehr wie sie, wäre einiges im Leben leichter. Am Ende sogar das Überleben. Nun bin ich aber eher Angela. Vor ihrer wunderbaren Verwandlung. Ohne die guten Gene von Anne Hathaway. Und ohne Hollywood. Mist.

Die Mode- und Yogawelt haben vieles gemeinsam: Yoga ist Mode und Mode ist Yoga. Vielleicht sollten wir uns nochmal darüber austauschen, nachdem Du versucht hast, Deinen normalen Körper in eine nicht normale Yogahose, neudeutsch „Pants“, zu schlängeln. Lang vorbei die Zeiten, wo Du Dich in wabernde Textilwelten hüllen durftest. Aber das ist weder wirklich schlimm, noch unser jetziges Thema.

Die eine Welt ist aufregend-glitzernd, die andere Welt ist achtsam-lieb. Beide sind beinhart. Aber das sind Haifischbecken ja auch in aller Regel.

Der Markt ist hart und ein Knochenjob. Nicht nur für Yogalehrer, sondern auch für die, die Yogalehrer produzieren. In manchen Fällen darf man auch von „ausbilden“ reden.

Das Business ist hart und Ausbildungen an wunderschönen Flecken der Erde bilden fast alle an. Wie im Haifischbecken überleben? Am besten als Hai mit der größten Klappe bzw. den größten Zähnen.

Bleiben wir im Tierreich. Was an anderen Orten der Wolf im Schafspelz, ist in der heilen Welt der immer lieben Yogis der Business-Mensch mit Anjali-Mudra und mildem Lächeln. Der Weg zur Erleuchtung ist nicht nur steinig. Er ist auch teuer.

Der Yogi im Business-Anzug mit Taschenrechner im produzierenden Gewerbe in Form einer Yoga-Fabrik macht nicht Wasser zu Wein, sondern Sinnsuchende zu Yogalehrern. Läuft. Aber nicht für jeden. Auch hier gilt, „nur die Harten kommen in den Garten“.

Nach einer Studie, die von dem Internetportal „fitogram“ in Auftrag gegeben wurde, gibt es einen augenscheinlichen Zusammenhang zwischen Wohlstand der Bevölkerung und dem Angebot an Yoga. So ist Frankfurt am Main zum Beispiel auf dem zweiten Platz nach Düsseldorf, was das Verhältnis der Bevölkerungszahl zur Anzahl der Yoga-Anbieter angeht.

2014 gab es in Deutschland 2,7 Millionen Yogapraktizierende (Quelle: BDY). Es dürften seither kaum weniger geworden sein. Der Markt ist also da.

Miranda oder Angela. Das ist hier die Gretchen-Frage. Geld oder Liebe? Oder geht vielleicht doch beides?

 

Mr. Spock, Natural Born Super-Yogi

Es ist nicht so, dass ich nicht genug Stoff zum Schreiben in den letzten Wochen gehabt hätte. Emotional war von Geburt bis Beerdigung die komplette Bandbreite enthalten. Und dann natürlich die Höhen und Tiefen des Alltags, den man Mutter und Yogi auch noch irgendwie wegatmen muss.

Ist Dir schon mal aufgefallen, dass es viel einfacher ist, Mitleid mit jemanden zu haben als Mitfreude? Sich ehrlich mit jemandem über etwas zu freuen, heißt zu zeigen: „Toll, dass dir das passiert ist.“ Ohne den Nachsatz „Ich wünschte, das würde mir auch mal passieren.“ Schwer, das wegzulassen, wenn der Nachbar gerade im Lotto gewonnen hast und du selbst nicht weißt, woher das Geld für die nächste Autoinspektion kommen soll.

Bei Mitleid denkst du wahrscheinlich eher weniger, warum dir so etwas nie passiert. Der Satz „Ich leide mit dir“, sagt sehr klar, dass du das Leid eines anderen zu deinem Leid machst. Aber es ist nicht dein Leid. Und gewissermaßen , nimmst du dem Leidenden seinen ehrlichen und verdienten Anspruch auf sein Leid.

Natürlich geht es nicht darum, dem Leidenden zu sagen „Stell’Dich nicht so an, das geht vorbei.“ Leide ich selbst, kann ich keine helfende Hand ausstrecken, um dem anderen in und aus seinem Leid zu helfen.

„Dein Leid ist nicht mein Leid, aber ich bin für Dich da und höre Dir zu.“

Interessanterweise lässt sich dieser Satz nicht 1:1 durch die Freude mit einem anderen Menschen ersetzen. Lustig, oder? Also ich denke gerade darüber echt nach.

Es geht sogar noch weiter: empfindest Du echte Freude mit einem anderen Menschen, weil ihm etwas Positives passiert ist, macht es auch deinen Tag besser und schöner. Weil dein Gehirn dein Lachen als etwas Positives für Dich verbucht. Es geht dir gut.

Machst du fremdes Leid zu deinem Leid, passiert das gleiche. Nur umgekehrt. Es geht dir mies, weil du dich im Leid eines anderen suhlst und dir das Leid in den trübesten Farben ausmalst. Auch das verarbeitet dein Gehirn. Und es macht etwas mit dir. Ob an diesem Tag für dich die Sonne scheint, ist allerdings fraglich.

Kommen wir zu Mr. Spock. Kennst du nicht? Das ist an dieser Stelle jetzt echt schlecht und du wirst das Folgende nur schwer verstehen. Nimm‘ es als Altersfilter: „Kein „Raumschiff Enterprise“?! Du kommst hier net rein!“

Ich lese gerade das Buch „Die Logik des Verrücktseins: Einblicke in die geheimen Räume unserer Psyche“ von Dr. med. Markus Preiter. Hochinteressant. Aber schwere Kost. 11% habe ich bereits gelesen. Die restlichen 89% der Zeit geschlafen. Ja, es stimmt. Das Lernen fällt im Alter zunehmend schwerer.

 

Mr. Spock ist halb Mensch und halb Vulkanier. Als Kind fand ich die Form seiner Ohren wesentlich interssanter als die Form seiner Psyche.

Um es kurz zu machen: Vulkanier sind frei von Emotionen. Den Abschnitt über Mitfreude und Mitleid kann Mr. Spock somit getrost überspringen, denn er kann damit sowas von gar nichts anfangen. (Wieso schreibt man eigentlich „sogar“ zusammen und „gar nicht“ auseinander?)

Mr. Spock ist also von Geburt an frei von „dukha“, Leid. Das komplette „Yoga Sutra“ ist für ihn verschwendetes Papier. Sämtliche Kommentare dazu mit eingeschlossen. Die höchste der spock’schen Gefühlsleistung kommt in dem Adjektiv „faszinierend“ zum Ausdruck. Das kann den wunderschönen Schmetterling auf der Wiese genauso betreffen, wie die fette Hauswinkelspinne in deiner Dusche. Faszinierend.

Mr. Spock hat sämtliches Leid und die komplette Avidya-Familie (falsche Auffassung von etwas, Gier, Ego, Abneigung und Angst) genetisch eliminiert und ist so evolutionär auf die Zielgeraden der dynamischen Stille des Geistes eingebogen.

Faszinierend. Nie wieder Neid, nie wieder Wut und nie wieder sinnlose Taschenkäufe …..

Nie wieder Freude über einen Sonnenstrahl im Gesicht. Nie wieder Stolz auf eine gemeisterte Aufgabe. Nie wieder Heulen beim 20. Untergang der „Titanic“. Faszinierend scheiße dieser Gedanke.

Ich dachte jahrelang, ich sei mit Mr. Spock verheiratet gewesen. Und nein, nicht wegen seiner Ohren.

Irgendwann saß er weinend vor mir. Und Vulkanien war in diesem Moment sehr weit entfernt. Und mein Mann mir sehr nah.

Glaube, Liebe, Hoffnung.

Emotionen sind unsere größte Stärke. Und unsere größte Schwäche. Das eine geht nicht ohne das andere. Faszinierend.

Ich bin vom Super-Yogi so weit entfernt wie von Vulkanien. So what.

 

Warnung und Krisenherde

Liebe Leserin, solltest du zu den Müttern gehören, die nie im Modus „Alarmstufe Rot“ laufen und aus einem unbezwingbaren Impuls, aus einem wortlosen Gefühl der Ohnmacht heraus, ihr ansonsten geliebtes Kind anschreien, gehörst Du eindeutig nicht zur Zielgruppe dieses Blogs

. Du gehörst dann wahrscheinlich zu den Menschen, die von Geburt an ein gnädiges Wesen haben. Du bist bereits erleuchtet. Fertig. Du kannst Dir eine andere Baustelle suchen. Das Basteln von handgeklöppelten Lampenschirmen zum Beispiel.

Übrigens lässt sich an nahezu jeder Stelle des Blog der Begriff „Kind“ durch „Mann“ ersetzen. „Hund“ dürfte auch gehen. Und, kannst du diesen Blog noch immer mit einem absolut reinen Gewissen verlassen?

Äh, wo waren wir? Ah ja. Faltenbildung verursacht durch Anschreien eines Angestellten im Familienbetrieb. Mitarbeiterverantwortung ist nicht immer der reinste Ponyhof. Wobei Ponies wahrscheinlich sogar teilweise noch kooperativer sind. Und sie geben auf jeden Fall keine Widerworte. Und fressen und kacken tun sie alle.

Jedenfalls ereignete sich dieser Dienstagnachmittag vor etwa fünf Jahren, als meine Tochter noch in die Grundschule ging. Warum ich gebrüllt habe? Aber das weiß ich doch jetzt nicht mehr. Aber es gab mit Sicherheit einen äußerst triftigen Grund.

Die Falten sind seitdem fast verschwunden und das Brüllen auch. Nein, meine Tochter ist nicht vorzeitig ausgezogen. Im Gegenteil hat sich die Zahl meiner Angestellten sogar in der Zeit von zwei auf vier verdoppelt. Ich habe eine Ausbildung zur Yogalehrerin begonnen und somit die Art meiner Probleme auf andere Krisenherde verlagert.

Yogalehrer zu sein, ist nämlich nicht unbedingt familienkompatibel. Vor allem, wenn der Partner eher den Dingen zwischen Himmel und Erde zugetan ist, die sich in schwarz und in weiß einteilen lassen.

Konflikte sind also vorprogrammiert. Und daher habe ich bisher aus familienpolitischen Dingen auf das Aufstellen von Buddha-Figuren verzichtet. Wider Erwarten der Konfliktpartei rasiere ich sogar noch die Achselhaare und sage nicht „OM Shanti“ anstelle von „Gesundheit!“

Yogalehrer zu sein heißt oft, zugunsten der inneren Überzeugung bzw. Berufung am Hungertuch zu nagen. Und der Rest der Familie nagt mit.

Es sei denn, es gibt jemanden, der zuverlässiger und mehr Geld nach Hause bringt.

Breitseite oder Blutgrätsche. Das hängt von der Stimmung an der Front bzw. am Esstisch ab.

Womit wir wieder bei Martin Luther wären: „Hier stehe ich und kann nicht anders ….“

Diese Worte sollen übrigens Legende sein. Ich finde sie hingegen legendär:

Mit dem Rücken zur Wand und Doppelkinn im Angesicht des Feindes und der Macht im Staate….. Ich fühle mich Luther in dieser Situation so unglaublich verwandt….

Die modernen Krisenherde sind nach wie vor Kinder, Küche und Kirche. Kirche repräsentiert im übertragenen Sinne vom Patriarchat. Ok, dann lass‘ uns die Kirche doch gleich durch „Kerl“ ersetzen. Fängt ja auch mit „K“ an.

Und wp bleibt jetzt der Yoga? Ganz einfach: Yoga bringt Entspannung im Körper und Geist und Anspannung in die Partnerschaft. Das funktioniert aber wirklich nur mit einem Partner, der mit Yoga nichts, aber auch wirklich gar nichts anfangen kann.

Finden beide Yoga gut, leuchten beide zusammen und erhellen sich gegenseitig. Dann halt neues Krisengebiet suchen: Klöppeln oder Weight Watchers zum Beispiel.

 

 

 

Mama macht wirklich Yoga

Was Du hier in dem Video sehen kannst, das in einem Kursraum irgendwo in der Mitte Deutschlands entstanden ist, ist meine eigene Yogapraxis. So, wie ich sie mehr oder minder regelmäßig übe. In mehr oder minder sportlichem Outfit 🙂

Liegt es daran, dass ich eine Frau bin, oder Yogalehrerin oder im Umgang mit den modernen Medienkanälen völlig unerleuchtet? Oder von allem ein wenig?

Jedenfalls ist das Video zu groß geraten (liegt auch nicht an meinem Hinterteil) und lässt sich nicht hochladen.

Ein weiterer Grenzgang zwischen Genie und Wahnsinn ist also notwendig geworden: Die Veröffentlichung auf YouTube.

Du findest mich also per sofort (hoffentlich) auch unter „Mama Macht Yoga“ auf YouTube. Oh weh.

Als nächstes Video wird „Grabschender Fitnesstrainer“ angeboten. Au Backe.

Vor sechs Minuten hatte ich übrigens noch keine Aufrufe… Warte auf den Durchbruch.

Und die unmissverständliche Aufforderung meiner Familie doch bitte umgehend auszuziehen. Nach Unbekannt. Danke.

Habe mich jetzt selbst aufgerufen. (Um zu sehen, ob es geht, natürlich.) Und habe mich gleich aus Begeisterung selbst abonniert. Einer muss ja mal anfangen. Fand mich auch gut. (Ja, das war auch ich. Na und?!)

When nothing goes right: go left!

HaHa. Ein dummer Spruch für schlaue Leute, nicht wahr?

Du kennst diese Zeiten im Leben. Sekunden, Minuten, Tage, Wochen oder schlimmer. Zeit ist sehr relativ und dadurch sehr grausam.

In regelmäßigen Abständen denke ich immer mal wieder darüber nach, alles hinzuschmeißen. In diesem speziellen Fall beruflich.

Erst waren Ferien und die Kunden im Urlaub, dann kam eine Ausbildung meinerseits um der drohenden Erleuchtung bloß nicht zu entkommen. Geht einher mit Verdienstausfall. Und entgegen der allgemeinen Meinung lebt der Yogi nicht von Luft und Liebe allein. Und noch weniger dessen Familie. Unschöne Begleiterscheinung einer Berufung.

Weiter. Für ein Projekt fühlt man sich zu gutmenschlich und sagt es ab, um seine Seele nicht an den Mammon zu verkaufen. Hunger. Einige Projekte fallen anderen widrigen Umständen zum Opfer. Pipi. Der schwache Geist redet sich ein, ein neues Auto muss her. Durst.

Weiter? Einige Projekte laufen weiter. Gut. Eine Kundin kehrt spontan und buchhalterisch (für mich) außerplanmäßig in die Heimat zurück, die auf der anderen Seite des Atlantiks liegt. Ein Kunde trainiert immer sporadischer und arbeitet seine bezahlten Stunden nicht ab. Was eine neue Überweisung mittel- bis langfristig verzögert. Zwei Neukundengespräche. Das eine hatte daraufhin Magen-Darm im Haus und musste den Termin verschieben.

Weiter? Nein, ich glaube, das wars. Den Rest habe ich wohl verdrängt. Vergeben, vergessen, verzeihen muss man auch in diesem Job.

Nein, es läuft nicht. Es warten die Bezahlung des Steuerberaters, damit ich weiß, was ich dem Finanzamt bezahlen muss, die Bezahlung einer Zahnspange, Verkraften eines Großeinkaufs im Spielwarenfachgeschäft anlässlich eines Zwillingsgeburtstages nebst Party und die nächste Leasingrate für ein zu teures Auto. Aber ganz ehrlich: es ist so schön!!! Also, das Auto.

Dann liest Du noch nebenbei im facebook die Soorgen und Nöte einer Trainerkollegin auf dem Land, die nicht weiß, wie sie eine Schwangerschaftsvertretung für ihre 30 Personal Trainings in der Woche organisieren soll (Stundensatz 90,00 Euro), plus Gruppenkurse und fühlst Dich dann so richtig scheiße.

Hallo Mittelmäßigkeit! Hier bin ich. Ja, es sind alle gesund. Ja, es steht jeden Tag essen auf dem Tisch. (Das sogar manchmal aus meinen Einkünften gekauft wird.) Ja, es geht uns gut. Aber.

Wir Yogis bezeichnen das wohl als „Anhaftung“ und unter anderem das Yoga Sutra hat sich sehr akribisch mit den Auswirkungen auf unseren Geist und Leben beschäftigt. Ja, es gibt einen Fachausdruck im Sanskrit dafür, mit dem Du mehr oder minder geheuchelten Eindruck schinden kannst. Frag‘ mich danach und ich suche ihn raus. Aber jetzt nicht mehr um kurz nach Mitternacht. Muss jetzt auch so gehen.

Anhaftung. Schlange und Kaninchen. Sorry, Du musst jetzt die Schlange sein, sonst funktioniert es nicht. Das Kaninchen ist DEIN Ziel. Egal was. Aber Du willst es. Jetzt. Sofort. Ohne Kompromisse. Mit Haut und Haaren. Und Kaninchenohren. Es gibt für Dich nichts anderes, als dieses eine und wahrhaftige Kaninchen.

Und Du siehst nicht die riesige Tafel Schokolade, die etwas hinter dem Kaninchen liegt. Deine Lieblingssorte. (Völlig unerheblich an dieser Stelle, dass Schlangen wahrscheinlich überhaupt keine Schokolade essen.) Aber vielleicht hast Du auch gerade vergessen, dass Du als Vegetarier auch kein Kaninchen isst.

Dadurch, dass Du Dich so an diesem vermeintlich einzig wahren Ziel festsaugst, wie die Schnecke am Salat, bist Du blind für alles, was rechts und links neben dem Kaninchen liegt. Unter Umständen besser. Zumindest aber gleichwertig. Nur anders, als Du es Dir gedacht hast.

Bleib‘ flexibel im Geist und im Handeln. Ja, es ist doof, wenn ein Plan nicht funktioniert. Aber für immer funktionierende Pläne ist und bleibt nunmal das „A-Team“ zuständig. Nicht Du.

Ärgere Dich. Aber nicht lange. Schüttel’Dich und habe Vertrauen, das etwas anderes kommt und freu’Dich darauf.

Ich habe bis jetzt nicht hingeschmissen. Weil bis jetzt immer etwas Neues gekommen ist. Unerwartet und aus Richtungen, die ich nicht im  Visier hatte. Aber ich übe mich im offen bleiben und im Vertrauen, dass doch alles gut wird. Ich übe mal besser und mal schlechter. Aber ich gebe nicht auf. Und ich werdebesser im Üben.

Stolpern, aufstehen, Krone gerade rücken und weiterlaufen. Ich glaube, das steht so oder ähnlich auch im Yoga Sutra 😉

 

Gute Nacht!

„When nothing goes right: go left!“ weiterlesen

Wie Yoga meinen Kindern das Leben rettet….

Ich betrat den Weg der Erleuchtung an einem sonnigen Dienstagnachmittag im Spätherbst gegen 15.30 Uhr.

Die Sonne malte ein interessantes Schattenspiel aus Bergen und Tälern in mein Gesicht, kurz: Falten. Und ich bin sicher, dass diese Falten am Montagnachmittag um die gleiche Zeit noch nicht dagewesen sind. Da hat es übrigens geregnet.

Falten entstehen unter anderem, wenn man die Gesichtshaut bewegt. Und Schreien bewegt enorm viel. Im eigenen Gesicht übrigens mehr als in der Einsicht des Gegenübers.

Mein Gegenüber war in diesem Fall meine große Tochter. Zwölf Jahre alt und ihrer Zeit ziemlich voraus. Im Prinzip etwas, was eine Mutter mit Stolz und Freude erfüllt. So hat sie zum Beispiel eine sehr schlüssige und konsequente Form der deutschen Rechtschreibung eingeführt. Es wird alles klein geschrieben und auf den Einsatz von Satzzeichen wird fast völlig verzichtet. Dieser Ansatz ist zwar nicht völlig neu, hat sich aber bislang noch nicht durchgesetzt. Meine Tochter übernimmt hier eine Vorreiterrolle. Ihre Deutschlehrerin hingegen ist allerdings extrem reformscheu. Wir erinnern uns an dieser Stelle an das unglückliche Schicksal eines Galileo Galilei…

Aber mal so ganz ehrlich: wann bist du das letzte Mal einem richtig gesetzten Semikolon begegnet?

Aber so kommt es, dass an jenem besagten Dienstagnachmittag der mütterlichen Kehle nahezu urzeitliche Töne entsteigen. Und ja, ich gehöre zu den Müttern, die ihre Kinder hin und wieder anbrüllen. Wie schon Martin Luther sagte, „Hier stehe ich und ich kann nicht anders.“ Aber dazu später. Zum Brüllen. Nicht zu Martin Luther.

Jetzt geht es los!!!

Mutti wird Bloggerin. Ein Grund mehr für meine Kinder, sich für ihre Mutter fremdzuschämen (oder wird das auseinander geschrieben?!).

Aber wahrscheinlich sind sie sogar fast froh, dass ich keine Fitness- oder Yoga-Videos auf YouTube stelle. Am besten noch im heimischen Wohnzimmer semiprofessionell selbst mit dem Handy gefilmt…

Und gerade beschwert sich mein Sohn (13) darüber, dass ihm beim Duschen ein Hornhautschwamm und ein (bereits benutzter, aber das weiß mein Sohn nicht) Damenrasierer in den Nacken gefallen ist. NEIN. Nur Beine!

Aber das wirklich Tolle ist, dass niemand so richtig interessiert, das ich am Rechner sitze und offensichtlich schreibe. Es ist definitiv ein Märchen, dass Frauen Multi-Tasking können. Zumindest will ich es nicht können. Ich möchte nur gerne in Ruhe arbeiten, ohne dafür auswandern zu müssen. Seufz.

Aber das kennt ihr ja sicher.

Ach ja…. mit dem Handy gefilmt. In der Blütezeit meiner Jugend, so mit 15, kursierten in meiner Klasse zwei Aussagen zu meiner Person: Bomben-Lilly und Kebap-Beine.

Nun. Die Bomben sind wohl der Kampagne „Nieder mit den Waffen!“ bzw der Schwerkraft zum Opfer gefallen.

Und was die Kebap-Beine betrifft….

Hast Du Dich schon mal selbst im Herabschauenden Hund photographiert? Wenn Dein Name nicht Cara Delevingne ist: Lass‘ es. Freundschaftlicher Rat.

Ich habe es getan… aber ich mag Kebap.

Als Yogalehrerin bin ich in der Familie ein Opfer von sozialer Ausgrenzung und mitleidiger Blicke geworden. Meine Erleuchtung und weisen Erkenntnisse blieben bislang unentdeckt und ich kann nur auf posthume Lobhuddeleien hoffen.

Diese und mehr Gedankensprünge wirst Du immer wieder in meinem Blog finden. Kinder, Küche, Kuchen. Und Mama macht Yoga.