Ich bin eine gute Yogalehrerin. Ich habe eine, bzw mehrere, gute Ausbildung, habe mittleweile zehn Jahre Berufserfahrung und bekomme positive Rückmeldungen von meinen Schülern.
Soweit so gut. Aber trotzdem will der Laden nicht laufen.
Zum Einen liegt das mit Sicherheit daran, dass ich immer noch in der blinden Hoffnung lebe, die Umwelt muss doch endlich erkennen, dass ich brillant bin und die Yogaweisheit mit vollen Lungen eingeatmet habe. Und mir somit die Bude einrennt.
In diesem Sektor gibt es mit Sicherheit ein paar beneidenswerte Einzelfälle. Ich gehöre aber nicht dazu.
Werbung? Ja, sicher. Aber welche? Wenn man sich mit Kollegen (beiden Geschlechts) unterhält, ergibt sich oft das gleiche Bild: Werbung ist oft teuer und wenig nachhaltig. Die Streuverluste sind hoch. Aber ohne geht auch nicht. Denn das Warten auf spontane Berühmtheit zermürbt auf die Dauer und bringt noch weniger, als in Werbemaßnahmen zu investieren.
Social Media ist nicht meine Kernkompetenz. Ich bin nicht auf Insta, drehe keine Videos und kann das auch gar nicht. Bleiben also eher die klassischen Werbeträger.
Ich denke, das ist ok. Da man als Yogalehrer authentisch sein sollte, kann man getrost bei der Wahl seiner Marketingwaffen starten…
Konkurrenz: Es ist weder die Kollegin drei Häuser weiter, die mit mir im gleichen Becken fischt. Ich bin der festen Überzeugung, dass Yoga so persönlich ist, dass Schüler, die zu ihr gehen, bei mir nicht glücklich werden würden. Und umgekehrt.
Gebuhlt um die Gunst des Kunden wird eher mit den zahlreichen Online-Plattformen, die genau das gleiche machen wie ich. Aber günstiger und bequemer. Zumindest auf den ersten Blick.
Kann ich diese Einstellung meiner potentiellen Zielgruppe komplett verteufeln? Leider nein: Yoga und Fitness sind – wie Fastfood – mittlerweile immer und überall zu haben. In jeder Qualität und in jeder Preislage. Rund um die Uhr. Und wenn mir das Angebot nicht schmeckt, lösche ich die App halt wieder. Ohne mich rechtfertigen zu müssen. Wie bequem.
Warum für eine ähnliche Leistung mehr Geld bezahlen und lästige Termine vereinbaren? Und unter Umständen Übungen machen, die keinen Spaß machen? Mich kannst Du halt nicht wegklicken …
Ich verstehe es ja. Aber das Argument „Qualität hat seinen Preis“ in einem Flyer zu verkaufen, ist schwer.
Und Dein Kunde ist nicht wirklich an Deinem Leid interessiert, welche Kosten für Dich im Hintergrund dümpeln.
Es hört sich jetzt sehr nach Jammern über die Ungerechtigkeit der Yogawelt an. Ist es aber eigentlich nicht. Ich sehe es als Herausforderung: welche Mittel kann ich nutzen, wie machen es andere und was will ich denn überhaupt erreichen?
Die Frage nach Eigenwerbung fördert die Beschäftigung mit dem Selbstverständnis.
Ich bleibe dran und probiere (mich) aus. Denn ich habe den tollsten Beruf der Welt!