Warnung und Krisenherde

Liebe Leserin, solltest du zu den Müttern gehören, die nie im Modus „Alarmstufe Rot“ laufen und aus einem unbezwingbaren Impuls, aus einem wortlosen Gefühl der Ohnmacht heraus, ihr ansonsten geliebtes Kind anschreien, gehörst Du eindeutig nicht zur Zielgruppe dieses Blogs

. Du gehörst dann wahrscheinlich zu den Menschen, die von Geburt an ein gnädiges Wesen haben. Du bist bereits erleuchtet. Fertig. Du kannst Dir eine andere Baustelle suchen. Das Basteln von handgeklöppelten Lampenschirmen zum Beispiel.

Übrigens lässt sich an nahezu jeder Stelle des Blog der Begriff „Kind“ durch „Mann“ ersetzen. „Hund“ dürfte auch gehen. Und, kannst du diesen Blog noch immer mit einem absolut reinen Gewissen verlassen?

Äh, wo waren wir? Ah ja. Faltenbildung verursacht durch Anschreien eines Angestellten im Familienbetrieb. Mitarbeiterverantwortung ist nicht immer der reinste Ponyhof. Wobei Ponies wahrscheinlich sogar teilweise noch kooperativer sind. Und sie geben auf jeden Fall keine Widerworte. Und fressen und kacken tun sie alle.

Jedenfalls ereignete sich dieser Dienstagnachmittag vor etwa fünf Jahren, als meine Tochter noch in die Grundschule ging. Warum ich gebrüllt habe? Aber das weiß ich doch jetzt nicht mehr. Aber es gab mit Sicherheit einen äußerst triftigen Grund.

Die Falten sind seitdem fast verschwunden und das Brüllen auch. Nein, meine Tochter ist nicht vorzeitig ausgezogen. Im Gegenteil hat sich die Zahl meiner Angestellten sogar in der Zeit von zwei auf vier verdoppelt. Ich habe eine Ausbildung zur Yogalehrerin begonnen und somit die Art meiner Probleme auf andere Krisenherde verlagert.

Yogalehrer zu sein, ist nämlich nicht unbedingt familienkompatibel. Vor allem, wenn der Partner eher den Dingen zwischen Himmel und Erde zugetan ist, die sich in schwarz und in weiß einteilen lassen.

Konflikte sind also vorprogrammiert. Und daher habe ich bisher aus familienpolitischen Dingen auf das Aufstellen von Buddha-Figuren verzichtet. Wider Erwarten der Konfliktpartei rasiere ich sogar noch die Achselhaare und sage nicht „OM Shanti“ anstelle von „Gesundheit!“

Yogalehrer zu sein heißt oft, zugunsten der inneren Überzeugung bzw. Berufung am Hungertuch zu nagen. Und der Rest der Familie nagt mit.

Es sei denn, es gibt jemanden, der zuverlässiger und mehr Geld nach Hause bringt.

Breitseite oder Blutgrätsche. Das hängt von der Stimmung an der Front bzw. am Esstisch ab.

Womit wir wieder bei Martin Luther wären: „Hier stehe ich und kann nicht anders ….“

Diese Worte sollen übrigens Legende sein. Ich finde sie hingegen legendär:

Mit dem Rücken zur Wand und Doppelkinn im Angesicht des Feindes und der Macht im Staate….. Ich fühle mich Luther in dieser Situation so unglaublich verwandt….

Die modernen Krisenherde sind nach wie vor Kinder, Küche und Kirche. Kirche repräsentiert im übertragenen Sinne vom Patriarchat. Ok, dann lass‘ uns die Kirche doch gleich durch „Kerl“ ersetzen. Fängt ja auch mit „K“ an.

Und wp bleibt jetzt der Yoga? Ganz einfach: Yoga bringt Entspannung im Körper und Geist und Anspannung in die Partnerschaft. Das funktioniert aber wirklich nur mit einem Partner, der mit Yoga nichts, aber auch wirklich gar nichts anfangen kann.

Finden beide Yoga gut, leuchten beide zusammen und erhellen sich gegenseitig. Dann halt neues Krisengebiet suchen: Klöppeln oder Weight Watchers zum Beispiel.

 

 

 

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