When nothing goes right: go left!

HaHa. Ein dummer Spruch für schlaue Leute, nicht wahr?

Du kennst diese Zeiten im Leben. Sekunden, Minuten, Tage, Wochen oder schlimmer. Zeit ist sehr relativ und dadurch sehr grausam.

In regelmäßigen Abständen denke ich immer mal wieder darüber nach, alles hinzuschmeißen. In diesem speziellen Fall beruflich.

Erst waren Ferien und die Kunden im Urlaub, dann kam eine Ausbildung meinerseits um der drohenden Erleuchtung bloß nicht zu entkommen. Geht einher mit Verdienstausfall. Und entgegen der allgemeinen Meinung lebt der Yogi nicht von Luft und Liebe allein. Und noch weniger dessen Familie. Unschöne Begleiterscheinung einer Berufung.

Weiter. Für ein Projekt fühlt man sich zu gutmenschlich und sagt es ab, um seine Seele nicht an den Mammon zu verkaufen. Hunger. Einige Projekte fallen anderen widrigen Umständen zum Opfer. Pipi. Der schwache Geist redet sich ein, ein neues Auto muss her. Durst.

Weiter? Einige Projekte laufen weiter. Gut. Eine Kundin kehrt spontan und buchhalterisch (für mich) außerplanmäßig in die Heimat zurück, die auf der anderen Seite des Atlantiks liegt. Ein Kunde trainiert immer sporadischer und arbeitet seine bezahlten Stunden nicht ab. Was eine neue Überweisung mittel- bis langfristig verzögert. Zwei Neukundengespräche. Das eine hatte daraufhin Magen-Darm im Haus und musste den Termin verschieben.

Weiter? Nein, ich glaube, das wars. Den Rest habe ich wohl verdrängt. Vergeben, vergessen, verzeihen muss man auch in diesem Job.

Nein, es läuft nicht. Es warten die Bezahlung des Steuerberaters, damit ich weiß, was ich dem Finanzamt bezahlen muss, die Bezahlung einer Zahnspange, Verkraften eines Großeinkaufs im Spielwarenfachgeschäft anlässlich eines Zwillingsgeburtstages nebst Party und die nächste Leasingrate für ein zu teures Auto. Aber ganz ehrlich: es ist so schön!!! Also, das Auto.

Dann liest Du noch nebenbei im facebook die Soorgen und Nöte einer Trainerkollegin auf dem Land, die nicht weiß, wie sie eine Schwangerschaftsvertretung für ihre 30 Personal Trainings in der Woche organisieren soll (Stundensatz 90,00 Euro), plus Gruppenkurse und fühlst Dich dann so richtig scheiße.

Hallo Mittelmäßigkeit! Hier bin ich. Ja, es sind alle gesund. Ja, es steht jeden Tag essen auf dem Tisch. (Das sogar manchmal aus meinen Einkünften gekauft wird.) Ja, es geht uns gut. Aber.

Wir Yogis bezeichnen das wohl als „Anhaftung“ und unter anderem das Yoga Sutra hat sich sehr akribisch mit den Auswirkungen auf unseren Geist und Leben beschäftigt. Ja, es gibt einen Fachausdruck im Sanskrit dafür, mit dem Du mehr oder minder geheuchelten Eindruck schinden kannst. Frag‘ mich danach und ich suche ihn raus. Aber jetzt nicht mehr um kurz nach Mitternacht. Muss jetzt auch so gehen.

Anhaftung. Schlange und Kaninchen. Sorry, Du musst jetzt die Schlange sein, sonst funktioniert es nicht. Das Kaninchen ist DEIN Ziel. Egal was. Aber Du willst es. Jetzt. Sofort. Ohne Kompromisse. Mit Haut und Haaren. Und Kaninchenohren. Es gibt für Dich nichts anderes, als dieses eine und wahrhaftige Kaninchen.

Und Du siehst nicht die riesige Tafel Schokolade, die etwas hinter dem Kaninchen liegt. Deine Lieblingssorte. (Völlig unerheblich an dieser Stelle, dass Schlangen wahrscheinlich überhaupt keine Schokolade essen.) Aber vielleicht hast Du auch gerade vergessen, dass Du als Vegetarier auch kein Kaninchen isst.

Dadurch, dass Du Dich so an diesem vermeintlich einzig wahren Ziel festsaugst, wie die Schnecke am Salat, bist Du blind für alles, was rechts und links neben dem Kaninchen liegt. Unter Umständen besser. Zumindest aber gleichwertig. Nur anders, als Du es Dir gedacht hast.

Bleib‘ flexibel im Geist und im Handeln. Ja, es ist doof, wenn ein Plan nicht funktioniert. Aber für immer funktionierende Pläne ist und bleibt nunmal das „A-Team“ zuständig. Nicht Du.

Ärgere Dich. Aber nicht lange. Schüttel’Dich und habe Vertrauen, das etwas anderes kommt und freu’Dich darauf.

Ich habe bis jetzt nicht hingeschmissen. Weil bis jetzt immer etwas Neues gekommen ist. Unerwartet und aus Richtungen, die ich nicht im  Visier hatte. Aber ich übe mich im offen bleiben und im Vertrauen, dass doch alles gut wird. Ich übe mal besser und mal schlechter. Aber ich gebe nicht auf. Und ich werdebesser im Üben.

Stolpern, aufstehen, Krone gerade rücken und weiterlaufen. Ich glaube, das steht so oder ähnlich auch im Yoga Sutra 😉

 

Gute Nacht!

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